Das Ende der Gewalt ist der Bodhisattva-Weg

Jinavaro Hopf

Zu diesem Thema lud der Buddha-Talk am 23. September in den Räumen der Buddhistischen Gesellschaft Hamburg ein. Rednerin war Sylvia Wetzel aus Berlin. „Wie Michael Zimmermann auf der letzten Buddhismus-Konferenz der Uni Hamburg sagte: Ein Star am buddhistischen Himmel.“ Und das nicht zu Unrecht, denn Sylvia Wetzel wirkt und publiziert seit 40 Jahren in Deutschland für einen aufgeklärten und praktischen Buddhismus: eine Pionierin in Sachen Frauenbefreiung, Gleichberechtigung und Meditation im Alltag.

Von 1985 bis 1993 war sie auch Sprecherin der DBU, und bis heute ist sie Ehrenmitglied im Rat. Die studierte Politologin zitiert neben vielen zeitgenössischen Denkern auch gern ihr „Alter-Ego“ (Zitat S.W.) Hannah Arendt. Und so auch in diesem Vortrag über moderne Bodhisattvas, die in verschiedener Gestalt – und nicht nur als Buddhist*innen – ohne „Hybris“ (Selbstüberschätzung und Überheblichkeit) in unserer Zeit der komplexen Postmoderne gegen Verzweiflung, Gier, Hass und Verblendung wirken.

Doch statt nur gegen etwas zu sein, wie in den Studentenunruhen der 68er, die Sylvia als Studentin miterlebte, suchte sie immer danach, für etwas zu sein. Und das fand sie 1977 im indischen Dharamsala, dem ständigen Sitz der buddhistischen Exiltibeter: das Konzept des Mitgefühls für alle Wesen. Sylvia betont, dass es Menschen mit Mehrperspektivität, Verständnis und Muße bedarf, um Motive und die Komplexität unser Welt zu verstehen, Dialog zu fördern, zu sagen und zu tun, was heilt und hilft.

Sie zitiert Armin Nassehi, der von verteilter Intelligenz als Motor der Kreativität des Westen spricht – also sei es falsch, nur von der eigenen Perspektive auszugehen oder zu glauben jemand habe Recht, es gebe nur einen richtigen Ansatz. Vielmehr geht es um einen Ausgleich und Austausch zwischen unterschiedlichen Gruppen und Schichten der Gesellschaft und das dürfe man nicht nur von der Politik erwarten. Vielmehr spielt die humane und einschließende Zivilgesellschaft eine größere Rolle und das heißt: von unten nach oben, breit und mit allen.

Dabei betont Sylvia, dass trotz Krieg und Terror, die uns Angst machen, übersehen wird: von den circa 8 Milliarden Menschen kommen die meisten ziemlich gut miteinander klar. Niemand kann das wirklich lenken, aber es funktioniert. Und das bedeutet Hoffnung.

Und Meditation? Nicht ein Blick in den Spiegel, sondern aus dem Fenster! (Ayya Khema) Sylvia empfiehlt außerdem mindestens zweimal pro Tag in den Parasympathikus-Modus („Erholungsnerv“) zu kommen: Neue Ideen brauchen Muße, Wohlfühlen mit vertrauten Menschen, langjährigen Freunden und mal einen Apfelstrudel. Und das macht dann auch fähig, mit anderen Menschen, die anders denken, zu reden, zu leben und ihnen wie uns selbst Gutes zu tun. Solange ist alles, was wir über andere sagen bestenfalls eine Arbeitshypothese. Also: „Es kann gut gehen!“

Links:
Sylvia Wetzel: www.sylvia-wetzel.de
Der Vortrag auf Video

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