Stellungnahme zur ARTE Dokumentation „Buddhismus: Missbrauch im Namen der Erleuchtung“

Am 13.09.2022 hat der Sender arte die Dokumentation „Buddhismus: Missbrauch im Namen der Erleuchtung“ von Elodie Emery und Wandrille Lanos (Frankreich, 2022) im Rahmen eines Themenabends „Religion – Macht oder Missbrauch“ ausgestrahlt.

Die Dokumentation berichtet über Fälle von Machtmissbrauch und sexualisierter Gewalt innerhalb einiger tibetischen Schulen des Buddhismus. Innerhalb der BRG ist sowohl über die Dokumentation als auch über das Thema ausführlich gesprochen worden. Es gibt unterschiedliche Einschätzungen zu den Darstellungen in der ausgestrahlten Dokumentation. Die unterschiedlichen Sichtweisen und Diskussionen rund um die Dokumentation sind in vielen Beiträgen auch im Netz zu finden. Die BRG erklärt die uneingeschränkte Solidarität und ihr Mitgefühl mit den Opfern von Ausnutzung und Machtmissbrauch. Es müssen alle Schritte unternommen werden, um Fehlverhalten zu benennen, Täter zur Verantwortung zu ziehen und schützende Mechanismen für alle Ausübenden des Buddhismus zu entwickeln. Inhaltlich schließt sich die BRG vollumfänglich der Stellungnahme der Europäischen Buddhistischen Union an, die hier im Original verlinkt wird.

Stellungnahme der Europäischen Buddhistischen Union

Inoffizielle Übersetzung der Stellungnahme: ARTE-Dokumentation „Das Gesetz des Schweigens“

Die Europäische Buddhistische Union verurteilt jede Form von Missbrauch.
Kürzlich wurde auf ARTE ein Dokumentarfilm über sexuellen, körperlichen und finanziellen Missbrauch in einigen buddhistischen Gemeinschaften ausgestrahlt.
Die EBU bekräftigt ihre früheren Erklärungen und Verpflichtungen (2018 und 2020) wie folgt:
In einem spirituellen Kontext, wie in jedem anderen, kann es zu unangemessenem Verhalten kommen, einschließlich Missbrauch jeglicher Art. Das war schon immer so, in vielen Ländern und in vielen religiösen und spirituellen Traditionen. Traurigerweise gilt dies auch heute noch und buddhistische Gemeinschaften sind da keine Ausnahme. Wir teilen mit großem Bedauern das Leid der Opfer von Übergriffen durch buddhistische Lehrer und Führer.
Seit vielen Jahren ist klar, dass es zu schwerwiegenden Verstößen gegen die Unversehrtheit gab und in einigen Fällen Straftaten begangen wurden. Eine starke Hierarchievorstellung, ein starker Gemeinschaftssinn, gemeinsame Glaubensgrundsätze und ein aufrichtiges Engagement können zu einem gesunden spirituellen Umfeld beitragen aber genauso zu ungesunden Beziehungen und damit zu ernsthaftem Unheil für Erwachsene und Kinder führen.
Die Leidtragenden sind eindeutig die Opfer von derartigen Übergriffen. Sie sind auch traumatisiert durch die mangelnde Bereitschaft und/oder Unfähigkeit der Einrichtungen und ihrer Leiter, Missbrauchsfälle adäquat anzugehen oder zu verhindern und stattdessen zu versuchen, sie zu vertuschen. Dies ist zudem äußerst schädlich für das Ansehen und die Lehre des Buddhismus im Westen.
In der Lehrbeziehung befindet sich der Lehrer in einer Position mit mehr Macht und Verantwortung als der Schüler. Wir empfehlen dringend, dass sexuelle Beziehungen zwischen Lehrern und Schülern entweder klar definierten und wirksam angewandten Maßnahmen zur Verringerung des Risikos des Machtmissbrauchs unterliegen oder ganz verboten sind.
Wir sind uns darüber im Klaren, dass die einzelnen Lehrkräfte allein möglicherweise nicht in der Lage sind, derartige Probleme wirkungsvoll anzugehen egal wie hoch ihre spirituelle Position ist.
Als buddhistische Organisationen sind wir auch selbst dafür verantwortlich, ein Umfeld zu schaffen, das für Schüler, Studierende und Lehrer gleichermaßen sicher ist.
Der erste Grundsatz der buddhistischen Ethik lautet, Schaden zu vermeiden. Dies wurde in der Geschichte des Buddhismus immer wieder betont.
Wir rufen alle buddhistischen Organisationen auf, ernsthafte Verstöße gegen die ethischen Gebote und das Gesetz durch ihre Lehrer und Führer ehrlich und wirksam zu benennen und denjenigen mit ernsthaftem Mitgefühl zuzuhören, die sich verletzt und ungehört fühlen.
Wie auf der Jahreshauptversammlung der EBU am 24. September 2022 beschlossen, sind alle unsere Mitgliedsorganisationen verpflichtet, einen eigenen Ethikkodex und ein Beschwerdeverfahren zu entwickeln, umzusetzen, zu veröffentlichen und regelmäßig zu überprüfen. Viele Mitgliedsorganisationen haben diese Verfahren bereits eingeführt, und denjenigen die dies noch nicht umgesetzt haben, bieten wir unsere Unterstützung an.

Europäische Buddhistische Union
Jahreshauptversammlung

Rufen Sie uns an:
040 - 644 922 50
Schreiben Sie uns:
hallo@brghamburg.de
Besuchen Sie uns
bei facebook